In Marge Piercys Roman Die Frau am Abgrund der Zeit geht es um den Gegensatz zwischen der durchaus realen US-amerikanischen Gesellschaft der 1970er Jahre und einer Gesellschaft, die sich nach langem Krieg aus Bürgerrechtsbewegun­gen entwickelt hat. Die neue Gesellschaft ist öko-anarchistisch organi­siert.

Dargestellt werden die unterschiedli­chen Gesellschaftsformen am Erleben der Protagonistin Consuelo (Connie) Ramoz, die mittels Zeitreise in der Lage ist, sich in sie hinein und wieder zurück zu begeben. Connie ist während des Zeitraumes ihres Kontaktes zu dem Ort Mattapoiset im Jahr 2137 Patientin in einer psychia­trischen Klinik.

Neben den idealisierten Lebensbedingungen in Mattapoiset besucht Con­nie zwei weitere – dystopische – Zukunftsmöglichkeiten.

Zunächst befindet Connie sich in New York City im Jahr 1976.

Sie ist mehrfach diskriminiert: Weil sie eine Frau und alleinerziehende Mutter ist, weil sie mexikanischer Herkunft, arm und erwerbslos ist und das medizi­nische Establishment sie als psychotisch gebrandmarkt hat. Sie ver­liert ihr Kind, das zur Adoption freigegeben wird, sie wird psychiatrisiert. Kurz gesagt, Connie ist eine gesunde Frau, die verrückt ‚gemacht‘, eine Über­lebende, die zum Opfer degradiert wird.

Im Verlauf ihres Aufenthal­tes in der Psychiatrie entwickelt sie Überlebensstrategien.

Kurz vor Connies Einweisung gelingt es Luciente, einer Frau aus der Zukunft, Bewohnerin des utopischen Dorfes Mattapoiset, Kontakt zu ihr aufzunehmen. An diesem Kontakt hangelt Connie sich während der Zeit ihrer Psychiatrisierung entlang – immer ein bisschen mehr.

Die neue Gesellschaft in Mattapoiset hat sich aus den Kämpferinnen und Kämpfern unterschiedlicher Bürger­rechtsbewegungen der 1970er Jahre konstituiert: Piercys Gesamtstrategie zielt auf ein Klas­sen, Geschlechter (gender) und Rassen umfassendes Bündnis, in dessen einem Brenn­punkt die Auto­nomie der Menschen und der Natur steht.

Marge Piercy: Die Frau am Abgrund der Zeit, Argument Verlag (Neuauflage im Oktober 2008)