„Ja“ sagen und „nein sagen“ in Sachen Sexualität – das sind Top-Themen bei der Ausstellung ECHT MEIN RECHT! der PETZE, des Kieler Instituts für Gewaltprävention.
Sexuelle Selbstbestimmung wurde Menschen mit Behinderung lange nicht zugestanden. Dabei haben sie ein erhöhtes Risiko, Opfer sexuellen Missbrauchs zu werden. Die Ausstellung ECHT MEIN RECHT! der Kieler PETZE holt das Thema des sexuellen Missbrauchs an Menschen mit geistiger Behinderung aus der Tabuzone. Gleichzeitig stärkt sie die Menschen und bietet konkrete Hilfe an.
In der Special Olympics Woche kann die Mitmach-Ausstellung in der Kieler Nikolaikirche (Alter Markt) besichtigt und besucht werden. Zur Eröffnung am 14. Mai waren – neben Gastgeber Pastor Dr. Matthias Wünsche und PETZE-Geschäftsführerin Ursula Schele prominente Gäste vertreten: Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, Bischöfin Kirsten Fehrs und der Landesbeauftragte Schleswig-Holsteins für Menschen mit Behinderung, Dr. Ulrich Hase machen sich für die Rechte von Menschen mit Behinderung auf sexuelle Selbstbestimmung stark.
Die Ausstellung ist noch bis zum Ende der Special Olympics in der Nikolaikirche zu besichtigen. Gruppen, die die Ausstellung aktiv besuchen und durchlaufen möchten, werden gebeten, sich vorab anzumelden.
Einen fulminanten rockigen Rahmen zur Ausstellungseröffnung bot die Preetzer inklusive Band „Black Lions“ mit ihrer Leiterin Margret Schicht und Lead-Sänger Her Rehman Gova; köstlichen Kuchen gab es von den Ehrenamtlichen der Kirchengemeinde um Caren Päch.
Menschen mit geistiger Behinderung viel häufiger von sexueller Gewalt
Für die Special Olympics ist die Ausstellung ECHT MEIN RECHT! ein wichtiger Baustein, so der Vizepräsident von Special Olympics Deutschland, Hubert Hüppe: „Aus zahlreichen Studien wissen wir, dass Menschen mit geistiger Behinderung viel häufiger von sexueller Gewalt betroffen sind als andere Menschen. Das betrifft vor allem Frauen und Mädchen. Mir ist besonders wichtig, dass die betroffenen Menschen sich selbst schützen können. Da machen wir von Special Olympics eine ganze Menge. Jede Athletin, jeder Athlet bekommt von uns einen Input zum Thema Prävention. Ich kann nur empfehlen, im Rahmen der Special Olympics die Ausstellung zu besuchen.“ Special Olympics Deutschland will für die Zukunft weitere Stärkung von Menschen mit geistiger Behinderung, wie zum Bespiel einen barrierefreien Zugang mit Nottelefon. „Menschen in Not müssen die Möglichkeit haben, sich an jemanden zu wenden und dort auch Hilfe zu erhalten.“
Einen Baustein zur dieser Stärkung und Hilfe bietet ECHT MEIN RECHT! Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahre setzen sich in der Ausstellung mit ihren Rechten auf Selbstbestimmung, Sexualität und Schutz vor sexualisierter Gewalt auseinander. Überraschend und unterhaltsam sind die Ausstellungselemente; sie sind auf das individuelle Lerntempo der Zielgruppen ausgerichtet. Die gesamte Ausstellung ist in leichter Sprache gehalten und bietet Einzelpersonen ebenso wie Gruppen neue Erfahrungen und Erkenntnisse.
Ausstellungs-Macherin Pia Zeiher: „ECHT MEIN RECHT! fördert Empowerment, Alltagskompetenz und sensible Nähe-Distanz-Gestaltung.“ Das soll und kann Spaß machen und den Selbstwert stärken. Die verschiedenen Stationen informieren über alles, was in der Sexualität möglich ist, benennen aber auch, was belastend sein kann oder verboten ist.
Petzen ist übrigens etwas Gutes und in vielen Fällen berechtigt oder sogar erwünscht: „Petzen heißt auch Hilfe holen“, sagt PETZE-Geschäftsführerin Ursula Schele. „Hilfe holen ist kein Petzen.“
Text: Agnes Witte
Anmeldung für Gruppen: PETZE-Institut für Gewaltprävention, Tel. 0431 91185
Link zur Ausstellung: https://www.petze-institut.de/projekte/echt-mein-recht-fuer-maenner-und-frauen-mit-lern-schwierigkeiten/
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Special Olympics Deutschland:
https://kiel-2018.specialolympics.de/news/2018/05/echt-mein-recht-sexuelle-selbstbestimmung-fuer-menschen-mit-lern-schwierigkeiten/
Bilder von den Special Olympics in Kiel finden sich auch auf meinem Fotoblog „Sichtungen“: