Elisabeth Hermine Winterhalter wurde am 17. Dezember 1856 in München geboren.

1891 kam sie gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin, der Malerin Ottilie W. Roederstein, nach Frankfurt am Main und war dort bis  1911 als niedergelassene Ärztin tätig.

Hartnäckig und konsequent

Elisabeth Winterhalter stammte aus einer angesehenen Münchner Arztfamilie. Sie beugte sich zunächst dem Druck ihrer Familie und ließ sich zur Lehrerin ausbilden.  Ihrem Wunsch, in Zürich Medizin zu studieren, widersetzte sich die Mutter jedoch lange Jahre. Im Herbst 1884 immatrikulierte sie sich gegen alle Widerstände in Zürich und schloss das Studium 1890 mit der Promotion ab. Die Fachausbildung zur Chirurgin erwarb sie durch Studienaufenthalte an Frauenkliniken in Paris, Stockholm und Wien.

1903/04 unterzog sich Elisabeth Winterhalter, die in Deutschland bis dahin immer noch den Status einer Kurpfuscherin hatte, im Alter von 47 Jahren nach jahrlanger erfolgreicher Berufstätigkeit dem Physikum und dem Staatsexamen, um die deutsche Approbation zu erhalten.

Erste deutsche Chirurgin

Sie nahm 1895 als erste Ärztin in Deutschland eine Laparatomie vor. In den ersten Jahren ihrer Praxis in Frankfurt konnte sie sich wiederholt längere Zeit ihrer fachlichen Weiterbildung den Frauenkliniken in Wien und Paris widmen. Bekannt war sie auch als Gründerin der Frauenpoliklinik im Krankenhaus des Vaterländischen Frauenvereins in Frankfurt gleich 1891, zu Beginn ihrer ärztlichen Tätigkeit in Frankfurt.

Untrennbar: der Kampf für Frauenrechte und die Mädchenbildung

Neben ihrer großen Praxis und der von ihr gegründeten Frauenpoliklinik in Frankfurt engagierte sich Elisabeth Winterhalter im Rahmen der Frauenbewegung besonders für die Schulbildung der Frauen. 1898 gehörte Winterhalter, gemeinsam mit der Lehrerin Bertha Frielingshaus, der Altphilologin Dr. phil Gabriele Gräfin von Wartensleben und Meta Hammerschlag zu den Gründerinnen des Vereins Frauenbildung-Frauenstudium, der reichsweit um die 1.400 Mitglieder hatte. Der Verein setzte sich sich unter anderem für die Gründung eines Mädchengymnasiums in Frankfurt ein.

„Ich hatte stets gewünscht, mich für die Hebung des Mädchenunterrichts einzusetzen. Jetzt bot sich hierfür die Gelegenheit,“

schrieb Winterhalter in ihren Erinnerungen (zitiert nach Kern, S. 34).

An der Leitung der Realgymnasialkurse für Mädchen, die im Frühjahr 1901 mit 20 Schülerinnen eröffnet wurden, war Winterhalter als Vereinsvorsitzende sieben Jahre lang beteiligt, bis 1908 diese Kurse an die Schillerschule, eine höhere Mädchenschule in Frankfurt angegliedert wurden.

Elisabeth Winterhalter und Ottilie Roederstein

Aus gesundheitlichen Gründen übte Elisabeth Winterhalter den Arztberuf nur bis 1911 aus. Sie zog mit ihrer Lebensgefährtin, der Malerin Ottilie Roederstein, von der auch das oben abgebildete Portrait stammt, nach Hofheim/Taunus und war dort nicht mehr ärztlich tätig.

„Es war die Ruhe und die Abgeschiedenheit, die die beiden Damen hierherlockte. Sie bauten sich am Kapellenberg ein für die Hofheimer Verhältnisse sehr auffallendes Haus, das sie 1911 bezogen,“

heißt es auf der Seite der Historischen Gesellschaft Eschborn. Tatsächlich lebten Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Künstlerinnen und Künstler in den idyllischen Orten vor den Toren Frankfurts.

Roederstein starb bereits in den 1930iger Jahren und hinterließ ein Testament, in dem sie ihrer Partnerin die Nutznießung ihrer gesamten Hinterlassenschaft vermachte.

1929 erhielten Ottilie Roederstein und Elisabeth Winterhalter in Anerkennung ihrer Verdienste um die Förderung des künstlerischen, kirchlichen und sozialen Lebens das Ehrenbürgerrecht der Stadt Hofheim.

Elisabeth Winterhalter starb im Februar 1952 in Hofheim im Taunus. Sie ist gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin in einem Ehrengrab auf dem Hofheimer Waldfriedhof beigesetzt.

Links und Quellen:

  • Christina Klausmann: Politik und Kultur der Frauenbewegung im Kaiserreich: das Beispiel Frankfurt am Main, Campus Verlag 1997
  • Elga Kern: Führende Frauen Europas (orig. 1928/1930), Reinhardt Verlag, München, 1999
  • Freie Universität Berlin: Dokumentation „Ärztinnen im Kaiserreich“, userpage.fu-berlin.de/~elehmus/index.html
  • Eintrag Elisabeth Winterhalter bei Wikipedia, de.wikipedia.org
  • Barbara Rök: Ottilie W. Roederstein (1859–1937). Eine Künstlerin zwischen Tradition und Moderne. Marburg 1999: Jonas. (Diss. Philipps-Universität Marburg, FB 09, 1997)
  • Petra Hoffmann: Hofheim lebt auf – Die Großstädter kommen aufs Land, Historische Gesellschaft Eschborn e.V., historische-eschborn.de