6 Gesellschaft und Widerstand
Die jeweiligen Protagonistinnen der Romane sind im vorangegangenen Kapitel vorgestellt worden: Piercys Connie, sexistisch und rassistisch diskriminierte Psychiatriepatientin; Elgins Nazareth, die den Widerstand der Linguistinnen organisiert, und Russ‘ „cluster protagonist“ Joanna/Jeannine/Janet/Jael. In diesem Kapitel soll nun gezeigt werden, mit welchen Mitteln diese Frauen den dystopischen Zustand zu überwinden versuchen.
Begonnen wird mit einer Darstellung der repressiven Gesellschaft, in der die Protagonistinnen leben. Hierbei ist nicht von Bedeutung, ob es sich um die Beschreibung eines Ausschnitts der heutigen Zeit handelt, wie bei Piercy und Russ, oder ob die Ausgangsgesellschaft als Ergebnis konsequenter Fortführung heutiger Politik konzipiert ist, wie bei Elgin und (teilweise) in Russ‘ Manland. Anschließend wird, auf die Ausgangsgesellschaft Bezug nehmend, beschrieben, wie die Protagonistinnen im einzelnen vorgehen, welche Strategien des Widerstands sie entwerfen und wie sie diese umsetzen.
6.1 Die repressive Ausgangsgesellschaft
In der feministischen Utopie ist die repressive Gesellschaft immer eine patriarchal dominierte. Dies ist insofern nachvollziehbar, als es eben gerade darum geht, die Unterdrückung von Frauen darzustellen, die durchaus unabhängig vom Grad der Repression in anderen Gesellschaftsbereichen existieren kann. Dies wird auch deutlich durch die unterschiedlichen Strömungen der US-amerikanischen Frauenbewegung, unter denen sich neben solchen, die eine Veränderung der gesamten Gesellschaft anstreben, große Gruppierungen befinden, deren Ziel in der Teilhabe von Frauen an den männlich dominierten Machtstrukturen besteht. Stellvertretend sei hier nur NOW (National Organisation of Women), 1965 von Betty Friedan gegründet, zu nennen[161].
Die patriarchale Gesellschaft, in der die Verfasserinnen leben, und die infolgedessen auch den hier untersuchten Werken zugrundeliegt, wird von Spender beschrieben:
„A patriarchal society is based on the belief that the male is the superior sex and many of the social institutions and much social practice is then organized to reflect this belief: in one sense a patriarchal society is organized so that the belief in male supremacy ‚comes true‘.“[162]
In Russ‘ Roman The Female Man wird dies besonders an Jeannines Welt deutlich, in der die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen der Weltwirtschaftskrise bestehen geblieben sind. Für Jeannine stellt die Entscheidung, eine Ehe einzugehen oder nicht, einen ständigen Konflikt dar. Sie selber ist in Hinblick auf diese Entscheidung indifferent, wird jedoch von ihrer Umwelt fortwährend gedrängt, sich zu verheiraten. Als sie beispielsweise ihren Bruder besucht, begrüßt er sie mit den Worten: „Jeannie, (…) it’s nice to see you. When did you get in? When are you going to get married?“ (Russ, 1985, S. 113). Dabei geht es keineswegs um die Frage, wen sie heiraten soll, anybody genügt, sondern darum, die Institution Ehe zu akzeptieren (vgl. Russ, 1985, S. 116). Als Jeannine dem Druck ihrer Umwelt schließlich nachgibt, stellt sie fest: „At one stroke she has amputated her past“ (Russ, 1985, S. 131).
In Joannas Welt, den USA Ende der sechziger Jahre, sind die Ansprüche an Frauen subtiler, jedoch nicht weniger repressiv formuliert. Joanna faßt zusammen, wie die für Männer ideale Frau aussehen sollte:
„I know that somewhere (…) lives a beautiful (got to be beautiful), intellectual, gracious, cultivated, charming woman who has eight children, bakes her own bread, cakes and pies, takes care of her own house, does her own cooking, brings up her own children, holds down a demanding nine-to-five job at the top decision-making level in a man’s field, and is adored by her equally sucessful husband, because (…) she comes home at night, slips into a filmy negligée and a wig, and turns instanter into a Playboy dimwit(…). She has not lost her femininity.“ (Russ, 1985, S. 118/119)
Einer der deutlichen Hinweise auf die gesellschaftliche Stellung von Frauen in Joannas Welt ist die Feststellung, daß Frauen nur ein Zehntel der Bevölkerung ausmachen können, was daran liegt, daß in kaum einem alltäglichen Lebensbereich Frauen vorkommen (vgl. Russ, 1985, S. 203 f). Infolgedessen ist auch hier das Leben der Frauen wesentlich auf die Ehe ausgerichtet (vgl. Russ, 1985, S. 126), die Hoffnungslosigkeit der Situation von Frauen ist offenkundig: „There are more whooping cranes in the United States of America than there are women in Congress“ (Russ, 1985, S. 61). Für Frauen ist es ausreichend, an den Erlebnissen ihrer Ehemänner teilzunehmen (vgl. Russ, 1985, S. 65).
Die Situation in Jaels dystopischer Welt, in der Krieg zwischen Frauen und Männern herrscht, zeigt sich zugespitzter: der Millionär aus Manland , den Jael aufsucht, will – bei völliger „Gleichheit“ (vgl. Russ, 1985, S. 176) – Jael als Sexobjekt besitzen (vgl. Russ, 1985, S. 181). Jael droht, ihn zu töten, woraufhin er ihr die Schuld dafür zuschiebt, seine Begierde geweckt zu haben (vgl. Russ, 1985, S. 181). Die Verantwortung, die Frauen für die Reaktionen von Männern zugeschoben wird, ist auch in Joannas Welt grundlegend: „Man’s bad temper is the woman’s fault“ (Russ, 1985, S. 47). Als der Manlander auch noch die vermeintlichen Vorteile heraushebt, die Frauen durch ihre wieder gewonnene „Weiblichkeit“ haben können, wird spätestens deutlich, daß es sich bei Jaels Welt keineswegs um eine abstrakte Dystopie handelt, sondern um eine Form der Darstellung der US-amerikanischen Realität (vgl. Russ, 1985, S. 178). In allen drei dystopischen Welten setzt der Mann die Maßstäbe fest und überläßt es Frauen, sich daran zu orientieren (vgl. Russ, 1985, S. 29; 66).
Im Gegensatz zu Russ‘ Protagonistinnen, die sich immerhin im Verlauf des Romans über ihre Unterdrückung austauschen, steht Connie in Piercys Woman on the Edge of Time allein da:
„Because she is a woman in a society geared toward male achievement goals, because she is a Chicana in a white supremist society, because she is poor in a society that aspires to wealth, she is a victim, additionally considered insane by a society that tolerates no deviations.“[163]
Connie ist sich ihrer unterprivilegierten Situation durchaus bewußt. Sie hat Gewissensbisse, ihre Tochter der US-amerikanischen Gesellschaft ausgesetzt zu haben:
„(…) it was a crime to be born poor as it was a crime to be born brown. She had caused a new woman to grow where she had grown, and that was a crime“ (Piercy, 1977, S. 62).
Connie stammt aus einem mexikanischen Dorf und leidet daher besonders unter der Anonymität der Großstadt New York, in der nicht nur die Türen verschlossen bleiben, wenn nebenan eine Frau um Hilfe schreit, sondern in der sie darüber hinaus nicht als Individuum wahrgenommen wird[164]. Ihre Einweisung in die Psychiatrie ist insofern nur eine weitere Maßnahme zu ihrer Diskriminierung, wenngleich der Unterschied für Connie persönlich dramatisch ist. Die Anstalt ist für sie „the underland, where all (…) were carted to repent of their contrariness or to pursue their mad vision down to the pit of terror“ (Piercy, 1977, S. 31).
Zu Beginn des Romans besteht der einzige sichtbare Ausweg aus ihrer sozialer Lage für Connie darin, Selbstmord zu begehen, sie weigert sich jedoch, diesen Schritt zu vollziehen: „I’m to proud to kill myself. Too proud to watch myself o.d. and die“ (Piercy, 1977, S. 49)[165]. Connies verzweifelte Situation wird auch daran deutlich, daß Connie sich verhalten kann, wie sie will: jede ihrer Handlungen wird als psychotisch diagnostiziert (vgl. Piercy, 1977, S. 374). In ihrer Umwelt hat sich, wie Barnouw schreibt, „Connies menschliches Potential, nützlich und glücklich zu sein, (…) nicht nur nicht entwickeln können; es ist endgültig zerstört worden“[166].
Die Unterdrückung Connies als Individuum findet vorwiegend durch Männer statt. Connies Bruder dominiert brutal und beleidigend die gesamte Familie (vgl. Piercy, 1977, S. 356 ff); im Streit mit dem Zuhälter von Connies Nichte muß dieser nicht argumentieren, er setzt die Limits, die Frauen können nur (erfolglos) betteln (vgl. Piercy, 1977, S. 12 ff); Connies Ärzte sind nicht darauf angewiesen, den Patientinnen und Patienten das mit ihnen geplante Experiment zu erklären oder zu rechtfertigen (vgl. Piercy, 1977, S. 89 f), und was Connie für Einwände vorbringen kann, ist völlig gleichgültig, „she was a body checked into the morgue“, es ist, „as if she spoke another language“ (Piercy, 1977, S. 19). Die Männer unterdrücken jedoch Frauen nicht nur als Individuen, sie verbünden sich darüber hinaus in einer Art Männersolidarität. So gelingt es zum Beispiel dem Zuhälter Geraldo nicht nur, Connie unter fadenscheinigen Vorwänden in die Psychiatrie einzuweisen, nachdem er sie bewußtlos geschlagen hat, sondern er verständigt sich auch ohne Schwierigkeiten mit dem Arzt (vgl. Piercy, 1977, S. 16 f): „Man to man, pimp and doctor discussed her condition (…)“ (Piercy, 1977, S. 19).
In dieser Situation sind Connies Träume der utopische Impuls, weil sie nicht weiß, inwieweit sie dem trauen kann, was sie sieht und hört: das System, in dem Connie lebt, ist darauf angelegt, Individuen an ihrer eigenen Wahrnehmung zweifeln zu lassen[167].
Im Gegensatz zu Piercy, die die Unterdrückungsmechanismen der US-amerikanischen Gesellschaft am Extrembeispiel der Psychiatrie exemplarisch darstellt, hat Elgin die nahe Zukunft als Schauplatz ihrer Romane Native Tongue und The Judas Rose gewählt. Dort wie hier erfüllt die räumliche bzw. zeitliche Abstraktion den Zweck, die gegenwärtige Gesellschaft zu kritisieren. Elgins Gesellschaft ist eine Darstellung dessen, was die konsequente Entwicklung der gegenwärtigen Gesellschaft bewirken könnte.
Die Unterdrückung von Frauen ist bei Elgin offensichtlich: sie besitzen nicht einmal mehr bürgerliche Rechte (vgl. Elgin, 1985, S. 7). Frauen sind es nicht wert, daß sich mit ihnen beschäftigt wird; sollte dies doch einmal geschehen, dient es ausschließlich dem Wohlbefinden der Männer:
„(…) gynecology is not just ‚health care for the female human being past puberty.‘ (…) it is health care for your fellow man – whose women you are maintaining in that state of wellness that allows the men to pursue their lives as they were intended to pursue them.“ (Elgin, 1985, S. 225)
Dabei sind die Männer außerstande, sich nur vorzustellen, daß die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen jemals anders gewesen sein könnten; ganz zu schweigen von einer möglichen zukünftigen Veränderung (vgl. Elgin, 1985, S. 72). Alle Frauen bekommen ihre personenbezogenen Daten in die Achselhöhlen tätowiert, was ihren Status als Objekte unterstreicht (vgl. Elgin, 1985, S. 21). Die Frauen haben keinerlei Verfügungsgewalt über ihre Kinder; selbst Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit sind vergleichsweise unbedeutend:
„The man goes to the trouble of impregnating the woman – who is then coddled and waited upon and indulged sickeningly, to ensure the welfare of his child. To attribute any credit to the woman who plays the role of a receptacle is primitive romanticism, (…) and entirely unscientific.“ (Elgin, 1985, S. 11)
Die Negierung jeglicher Fähigkeiten und Rechte von Frauen bedeutet für die Männer jedoch nicht, daß sie auf konkrete Repression verzichten können. Sie behalten sich immer noch Maßnahmen wie Psychiatrisierung bei Fehlverhalten, Isolation von anderen Frauen oder Entzug der Kinder vor (vgl. Elgin, 1985, S. 251).
Dabei bestehen große Unterschiede zwischen der Situation der Frauen der Linguistenlinien und derjenigen der Frauen außerhalb der Linien. Die Frauen der Linien verfügen kaum über persönlichen oder gemeinschaftlichen Besitz (vgl. Elgin, 1985, S. 89 f), müssen, um das Sprachenmonopol der Linien aufrechtzuerhalten, viele Kinder bekommen und arbeiten von früher Kindheit an bis ins hohe Alter ständig an der Erfüllung von Regierungsverträgen (vgl. Elgin, 1985, S. 28). Eigentlich als Vorteil für die Männer gedacht, ziehen die Frauen, wenn sie das Klimakterium hinter sich haben, in Barren Houses, die ihnen jedoch ein Leben in einer Frauengemeinschaft ermöglichen und sie so von der ansonsten allgegenwärtigen Isolation erlösen (vgl. Elgin, 1985, S. 286). Die Frauen außerhalb der Linien bekommen im Gegensatz dazu nur wenige Kinder und leben in der luxuriösen Umgebung, die ihr Mann ihnen bietet, werden jedoch darauf dressiert, perfekte, dem Mann untertane Ehefrauen zu sein (vgl. Elgin, 1985, S. 173 f). Eine perfekte Ehefrau errät die Wünsche ihres Ehemannes, ist eine ausgezeichnete Köchin, eine noch bessere Zuhörerin, eine „leidenschaftliche“ Geliebte, ist immer einwandfrei gekleidet und hat keine anderen Wünsche als den, ihren Ehemann zufriedenzustellen (vgl. Elgin, 1985, S. 35 ff).
Nazareth Joanna Chornyak Adiness, Elgins Protagonistin, hat einen für die Verhältnisse der Linien unauffälligen Lebenslauf. Fünfzehnjährig an einen Mann verheiratet, den sie haßt (vgl. Elgin, 1985, S. 155 ff), ist sie bereits als Neunzehnjährige ein Wrack:
„She didn’t feel nineteen. She felt old. Old and used up … The children of the Lines had little opportunity to be children, and that aged you. And having the children, first the boy born on her sixteenth birthday and then the twin girls two years later … that brought a certain maturity. But it wasn’t either of those things that made her feel like one of those ancient wrinkled crones cackling crazy imprecations from the back of a cave. It was living as the wife of Aaron Adiness, who was twenty-five on the outside and just barely three years old on the inside, that had done it.“ (Elgin, 1985, S. 174)
Nazareth durchlebt in der Folge ein zwanzigjähriges Ehemartyrium und gebiert insgesamt neun Kinder (vgl. Elgin, 1985, S. 174 ff), bevor sie sich einer Brust- und Unterleibskrebsoperation unterziehen muß (vgl. Elgin, 1985, S. 8). Als Ehefrau unbrauchbar geworden (unfruchtbar und entstellt), besteht kein Grund für ihren Ehemann, mit ihr verheiratet zu bleiben: nach der Operation, als sie ins Barren House zieht, wird sie geschieden (vgl. Elgin, 1985, S. 231 ff).
Wenn auch die einzelnen unterdrückenden und diskriminierenden Maßnahmen gegen Frauen in den drei Werken im Einzelfall unterschiedlich sind, haben sie doch alle eine Gemeinsamkeit: sie sind darauf angelegt, Frauen nicht als selbständige Individuen wahrzunehmen, sondern sie der sozialen, gesellschaftlichen, moralischen, juristischen und/oder politischen Herrschaft der Männer zu unterwerfen und sie auf ihre biologischen Funktionen zu reduzieren. Überall sind es Männer, die herrschende Normen festsetzen; den Frauen bleibt dabei eine Wahl, die eigentlich keine ist: sich „freiwillig“ zu unterwerfen und so noch härtere Sanktionen und Einschränkungen zu vermeiden, oder zu opponieren. Die Protagonistinnen in den untersuchten Romanen haben sich für die Opposition entschieden.
6.2 Die Protagonistin als Aktivistin und Kämpferin
Pearson stellt in ihrem Artikel Theorien sozialen Wandels in zeitgenössischen feministischen Zukunftsromanen fest, der einzige Zeitpunkt, zu dem die Geschichte geändert werden könne, sei die Gegenwart[168]. Auch wenn nur in der Gegenwart gehandelt werden kann, beziehen die Protagonistinnen der untersuchten Utopien beziehen die Motivation für ihren Widerstand aus der Art und Weise, wie sie ihre Vergangenheit erlebt haben. Was sie zur Aktivität in der Gegenwart bewegt, ist jedoch nicht oder nicht nur die Wut auf die Verhältnisse, sondern genauso der Wunsch, eine bessere Zukunft zu schaffen. Bei ihrer Entscheidung, Widerstand zu leisten oder sich der (Männer-)Herrschaft anzupassen, ist die Protagonistin auf sich gestellt; der Erfolg ihrer Mission hängt jedoch davon ab, ob es gelingt, andere in den Kampf einzubeziehen.
Nazareth Chornyak widersetzt sich dem System, als sie den auf ihr lastenden Leidensdruck nicht mehr ertragen kann:
„(…) All I could think of was that something must be done, and that whether I was the only one who felt that way or one of countless millions who felt that way, it was my place to do what had to be done, to the limits of my strenght. I thought then: no matter how deep the dung, no matter how long the task, if you just go at it one shovel at a time the day will come when you can see clean earth at the bottom of the pile.“ (Elgin, 1988, S. 291)
Ebenso wie Elgins Nazareth beginnt auch Russ‘ Jael ihren Kampf, weil die sie umgebende Situation unerträglich ist. Davon ausgehend, daß Frauen, wie auch immer sie sich verhalten, schuldig daran sind, wie die (Männer-)Gesellschaft reagiert[169], also schuldig sind, wenn sie verprügelt werden, schuldig, wenn sie vergewaltigt werden, stellt Jael fest:
„I am not guilty because I murdered.
I murdered because I was guilty.
Murder is my one way out.“ (Russ, 1985, S. 195)
Der Weg dorthin bestand für Jael im Verzicht auf all diejenigen Attribute, die die Gesellschaft von Frauen erwartet:
„It took me years to throw off the last of my Pussy-fetters, to stop being (however brutalized) vestigially Pussy-cat-ified, but at last I did and now I am the rosy, wholesome, single-minded assassin you see before you today.“ (Russ, 1985, S. 187)
Connie in Woman on the Edge of Time beschließt ebenfalls, dem System, personifiziert durch die Ärzte und ihre Handlangerinnen, die Krankenschwestern, durch den Zuhälter ihrer Nichte und durch ihren Bruder Louis, den Kampf anzusagen, weil sie unter ihren Lebensbedingungen nichts mehr zu verlieren hat. Mehr als bei den Protagonistinnen der anderen Romane spielt hier die Vision der utopischen Gesellschaft, die Connie kennenlernt, eine Rolle: die Utopie trägt dazu bei, daß Connie sich aus ihrer Lethargie löst und ihre Verantwortung für die Zukunft erkennt. Dabei ist sie jedoch die Handelnde und besteht auch darauf, ihren Weg selbst zu finden:
„War, she thought, I’m at war. No more fantasies, no more hopes. War.“ (Piercy, 1977, S. 338)
„I have my own way.(…) I’m fighting too. Even now, when like you I bow, I lick their feet, I crawl and beg, I am biding my time. Wait and see what I do.“ (Piercy, 1977, S. 341)
Die Widerstandsaktionen, die die Autorinnen ihre Protagonistinnen und deren Bündnispartnerinnen vollführen lassen, sind so vielfältig wie die Unterdrückungsmechanismen der dystopischen Gesellschaft, gegen die sie kämpfen. Insgesamt läßt sich eine beeindruckende Liste unterschiedlicher Strategien zusammenstellen:
- Erziehung, Sozialisation und Aufbauleistungen in der utopischen Gesellschaft (Piercy, Russ)
- Sorge füreinander, Solidarität in der dystopischen Gesellschaft (Piercy, Elgin)
- militärische Gewalt zum Schutz der utopischen Gesellschaft (Piercy)
- Militärische Gewalt in der Dystopie zum Erreichen der Utopie (Russ)
- ideologischer Widerstand, revolutionäre Artikulation neuer Werte und Visionen (Piercy durch Sybil, Elgin durch die Bewohnerinnen des Barren House, Russ)
- Guerillataktiken (Piercy, Russ, Elgin)[170]
- physische Gegengewalt (Piercy, Russ)
- Verweigerung von Zwangsheterosexualität (Piercy durch Sybil, Russ)
- sexuelle Verweigerung durch passiven Rückzug (Elgin)
- Verweigerung von Kommunikation durch Bewußtlosigkeit (Piercy); Verweigerung ernstzunehmender Kommunikation durch passiven Rückzug (Russ, Elgin)
- Besitz und Gebrauch verbotenen medizinischen Geräts für Schwangerschaftsabbrüche (Elgin)
- Besitz und Gebrauch verbotener Verhütungsmittel (Elgin)
- Entwicklung der Fähigkeit, gezielt zu abortieren (Elgin durch Belle-Anne Jefferson Chornyak)[171]
- Propaganda, Besitz und Verbreitung verbotener oder unliebsamer Texte (Russ, Elgin)
- Gattenmord (Elgin durch Michaela Landry)
- Männermord (Elgin durch Michaela Landry sowie eine Gruppe nicht namentlich genannter Frauen, Russ)
- Unterwanderung gesellschaftlich relevanter Institutionen (Elgin)
- Selbsthilfe, Bildung von Interessengruppen (Piercy durch Sybil)
- Entzug durch Flucht (Elgin durch eine Gruppe nicht namentlich genannter Frauen, Piercy)
Diese Aufzählung ist sicherlich nicht vollständig; sie zeigt jedoch die Vielfalt von Möglichkeiten, die den Frauen der dystopischen Gesellschaft selbst in einer Lage zur Verfügung stehen, die aussichtslos erscheint. Wenn Piercy über die Bedeutung politischer Aktivität schreibt:
„As long as you do something to move it forward it doesn’t really matter which issues you pick out, or whether other people like them or not“[172],
so erscheint dies wie ein Wahlspruch aller Protagonistinnen in den untersuchten Werken.
Die Sprache ist für alle Protagonistinnen der untersuchten Utopien ein wichtiges Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen. Connie beispielsweise setzt auf Beharrlichkeit: obwohl sie in der Vergangenheit immer wieder die Erfahrung machen mußte, daß überhaupt keine Strategie existiert, die geeignet ist, einen Mann von etwas zu überzeugen, das dieser ablehnt[173], versucht sie es immer wieder und hat schließlich Erfolg. Im Telefongespräch mit ihrem Bruder Louis gelingt es ihr, ihn zu überreden, sie für einige Tage zu sich nach Hause einzuladen (vgl. Piercy, 1977, S. 345 f/349 f). Dieser Besuch wird die gesamte weitere Entwicklung Connies bestimmen; hier scheitert ihre letzte Chance, der Bestimmung zum medizinischen Versuchsobjekt zu entkommen; hier erkennt sie die Aussichtslosigkeit ihrer Bemühungen, als Individuum innerhalb der Gesellschaft zufrieden zu leben; hier hat sie Gelegenheit, das Pflanzenschutzmittel zu stehlen, mit dem sie am Ende ihre Ärzte vergiftet (vgl. Piercy, 1977, S. 375).
Scheinbare Kooperation ist für Connie ein weiteres Kampfmittel. Indem sie die Ärzte nach ihrem gescheiterten Fluchtversuch in den Glauben versetzt, ihr Wille sei gebrochen, schafft sie sich den Freiraum, der ihr das Attentat ermöglicht (vgl. Piercy, 1977, S. 338).
Auch bei Elgin ist Kooperation eine Waffe. Die Frauen sind, einem Plan Nazareths folgend, so höflich und so nett zu den Männern, daß diese die völlige Abwesenheit von Konflikten nicht mehr ertragen können und die Frauen aus ihrem täglichen Umfeld verbannen, indem sie ihnen eigene Frauenhäuser bauen (vgl. Elgin, 1985, S. 288 ff). Damit ist mehr erreicht worden, als die Aktivistinnen sich jemals erhofft hatten. Neben den Barren Houses legen die Frauenhäuser den Grundstein für die spätere Verbreitung des Láadan und schaffen die Möglichkeit, eine Gemeinschaft aller Frauen, nicht nur der unfruchtbaren, zu bilden.
Kommunikation in allen Spielarten bildet den Grundstein für den von Nazareth Chornyak koordinierten Widerstand der Frauen der Linien. Eines ihrer wesentlichen Ziele ist die Verbreitung des Láadan, der Frauensprache[174]. Nazareth, ein hochbegabtes Kind, konstruiert die ersten semantischen Codierungen im Alter von elf Jahren quasi als Hobby (vgl. Elgin, 1985, S. 25). Ohne ihr Wissen werden diese von einer anderen Frau kopiert und sind Meilensteine für die ernsthafte Entwicklung der Sprache (vgl. Elgin, 1985, S. 33). Da in der Anfangszeit des Láadan die Frauenhäuser noch nicht existieren, wird die Sprache vor den verheirateten Frauen geheimgehalten, um diese davor zu schützen, sich zu verraten; so erfährt Nazareth erst nach ihrem Einzug ins Barren House, daß dank ihrer Codierungen das Láadan wesentlich weiterentwickelt wurde (vgl. Elgin, 1985, S. 243). Sie dringt darauf, daß sofort mit der Verbreitung begonnen wird (vgl. Elgin, 1985, S. 245 ff). Nachdem die Frauen der Linien alle Láadan sprechen, wird beschlossen, die Sprache auch für Frauen außerhalb der Linien zugänglich zu machen (vgl. Elgin, 1985, S. 296 f). Um es vor der Entdeckung durch die Männer der Linien zu schützen, wird Láadan durch eine unsinnige Kunstsprache getarnt (vgl. Elgin, 1988, S. 168). Der Plan gelingt: die Männer halten die diesbezüglichen Aktivitäten der Frauen für ein törichtes Hobby, das sie belächeln können (vgl. Elgin, 1988, S. 171/173 ff). Auf eine Idee von Nazareth hin entschließen sich die Frauen der Linien, die gesamte Bibel ins Láadan zu übertragen (vgl. Elgin, 1988, S. 174 f); dies bildet die Grundlage für die spätere Unterwanderung der katholischen Kirche.
In die katholische Kirche einzudringen um das Láadan mehr Frauen zugänglich zu machen, ist ein Plan Nazareths, der unter anderem darauf basiert, daß die Nonnenklöster die einzigen Orte außer den Frauenhäusern und Barren Houses der Linien sind, in denen größere Frauengemeinschaften existieren. Wie Nazareth in ihrem Tagebuch beschreibt, lassen sich im Laufe der Zeit neun junge Frauen der Linien mit tatkräftiger Hilfe verheirateter Frauen künstlich befruchten (vgl. Elgin, 1988, S. 111f) und gehen später ins Kloster, um zu gebären (vgl. Elgin, 1988, S. 25). Die Kinder lassen sie in der Obhut des Klosters zurück (vgl. Elgin, 1988, S. 32 ff), halten jedoch insgeheim Kontakt zu ihnen und bilden sie in verschiedenen Sprachen, unter anderem dem Láadan, aus (vgl. Elgin, 1988, S. 35). Eines dieser Kinder ist es auch, die als junge Frau den Auftrag erhält, die Láadan-Bibel von eventuellen häretischen Stellen zu säubern, so daß diese zur Rekrutierung neuer Gläubiger genutzt werden kann[175]. Während diese Nonne, Miriam Rose, die Originaltexte in die gesamte Galaxis verschickt, besteht ihre Strategie zur Verhinderung der Verbreitung der gereinigten Texte darin, diese unaussprechlich zu machen (vgl. Elgin, 1988, S. 243). Der Plan gelingt, die Texte werden folglich nicht verwendet (vgl. Elgin, 1988, S. 336).
Ein weiterer wesentlicher Aspekt des Widerstands der Protagonistinnen in den untersuchten Utopien ist ihre Gewaltbereitschaft. Physische und militärische Gewalt werden als letzte Mittel eingesetzt, wenn es praktisch nichts mehr zu verlieren gibt. So führt In Woman on the Edge of Time Connies Attentatsmission zwar dazu, daß sie lebenslänglich hospitalisiert wird (vgl. Piercy, 1977, S. 381), verhindert jedoch die nochmalige Implantation eines Kontrollgeräts in ihrem Gehirn und erzwingt den Abbruch des medizinischen Experiments (vgl Piercy, 1977, S. 337 f). Ihre Aktivität führt darüber hinaus , wie Moylan schreibt, „folgerichtig zur Einrichtung von Utopia.“[176] Devine betont die Wichtigkeit, überhaupt einen Versuch unternommen zu haben: „(…) the courage to take action has been established and passivity has been overcome“[177].
Russ‘ Protagonistin Janet „Whileawayans are not nearly as peaceful as they sound“ (Russ, 1985, S. 49) Evason gerät auf einer Party in ein Handgemenge mit einem Mann, der sie beleidigt hat. Sie gewinnt. „She said in astonished good-humor: ‚But why do you want to fight if you do not know how?'“ (Russ, 1985, S. 47). Die utopische Einstellung zu Kampf und Gewalt, die Janet auf die Welten der drei anderen Js mitbringt, ist: „For sport, yes, okay, for hatred no“ (Russ, 1985, S. 48). Dennoch bedauert sie nichts: „Am I sorry I hurt him? Not me!“ (Russ, 1985, S. 48).
Ganz ähnlich reagiert die Attentäterin Jael, als sie, nachdem sie einen Millionär aus Manland getötet hat, von Jeannine gefragt wird, ob dies wirklich nötig gewesen sei: „I don’t give a damn whether it was necessary or not. (…) I liked it“ (Russ, 1985, S. 184). Dennoch ist Gewalt bei den anderen Js umstritten: „Jeannie is calm. Joanna is ashamed of me. Janet is weeping“ (Russ, 1985, S. 182/183).
Jael lebt in einer Welt der Kriege. „If there isn’t one, there just was one, and if there wasn’t one, there soon will be one“ (Russ, 1985, S. 163/164). Dabei handelt es sich immer um die gleiche Art von Krieg, den Krieg zwischen „Us and Them“ (Russ, 1985, S. 164), „Them and Us“, „the Haves and the Have-nots“, „the men and the women“ (Russ, 1985, S. 165): Jael ist eine hochqualifizierte Attentäterin. Einige ihrer Waffen sind implantiert (vgl. Russ, 1985, S. 181/182). Äquivalent zu Joannas und Jeannines Richtlinien, wie eine gute (Ehe-)Frau zu sein hat, weiß Jael, wie eine gute Attentäterin sein muß (vgl. Russ, 1985, S. 191).
Mord ist auch bei Elgin das letzte Mittel, zu dem eine Frau greifen kann. Nachdem Michaela Landrys Ehemann ihr Kind zu Versuchszwecken an die Regierung verkauft hat, tötet sie, bislang untadelige Ehefrau, ihn (vgl. Elgin, 1985, S. 44). Auch lange Zeit später tut es ihr noch nicht leid:
„She did not regret having killed Ned Landry, any more than she regretted it when she destroyed a polio virus with a vaccine for the children“ (Elgin, 1985, S. 257).
Später entdecken die Männer der Linien bei einer Zusammenkunft anläßlich einer Geburtstagsfeier, daß ihre sämtlichen Ehefrauen viel höflicher und freundlicher geworden sind und daß die kleinen Mädchen sich in einer unbekannten Sprache verständigen (vgl. Elgin, 1985, S. 276 f). Einzig Thomas Chornyak, Oberhaupt der Linien, erkennt die Zusammenhänge. Michaela Landry, die nach dem Verlust ihres Kindes Privatpflegerin im Chornyak-Haushalt geworden war, ist von Thomas Chornyak zu Liebesdiensten herangezogen worden, einer Aufgabe, die sie so perfekt verrichtet, wie sie ihre Ehe geführt hat. Thomas Chornyak berichtet Michaela von seinem Verdacht und kündigt für den folgenden Morgen Maßnahmen an (vgl. Elgin, 1985, S. 280). Als Michaela ganz sicher ist, daß Chornyak über das Láadan-Projekt Bescheid weiß, tötet sie ihn:
„Here was a murder that she could carry out as she had Ned’s, in good conscience. Here was a service that she could do, for the women of the Lines“ (Elgin, 1985, S. 281).
Ähnlich wie Piercys Protagonistin Connie siegt und scheitert Michaela gleichzeitig: zwar gelingt es ihr, die Entdeckung der Pläne der Linguistinnen zu verhindern und damit den Weg in die bessere Gesellschaft fortzusetzen; sie selbst wird jedoch, wie auch Connie, lebenslänglich psychiatrisiert (vgl. Elgin, 1988, S. 68).
Schließlich macht auch Joanna in The Female Man ihre, wenn auch vergleichsweise harmlose, erste Erfahrung mit Gewalt:
„I commited my first revolutionary act yesterday. I shut the door on a man’s thumb. I did it for no reason at all and I didn’t warn him; I just slammed the door shut in a rapture of hatred and imagined the bone breaking and the edges grinding into his skin.“ (Russ, 1985, S. 203)
Auffällig ist am Gewaltverhalten der Protagonistinnen und ihrer Mitstreiterinnen in den untersuchten Utopien, daß sämtliche Frauen, selbst die Attentäterin Jael, Gewalt nur als Männergewalt kannten, bevor sie selber aktiv wurden. Keine der Frauen, die in einem der drei Romane eine Gewalttat verübt, hat jemals das Vorbild irgendeiner anderen Frau dafür gehabt.
Eine ganz wesentliche Grundlage des Widerstandes von Frauen in allen drei Werken besteht in der Solidarität der Unterdrückten, meistens der Frauensolidarität. In The Female Man wird dies durch die Annäherung der vier zunächst völlig unterschiedlichen Js deutlich:
„Through the interaction of the four Js Russ constructs a dialogue, the resolution of which is the need for feminist activism“[178].
Moylan sieht Russ‘ Botschaft darin, daß Frauen trotz ihrer Unterschiedlichkeit zusammenarbeiten müssen; für eine allein ist es nicht möglich, die Fesseln des Systems zu sprengen[179]:
„Die Wut und der Widerstand, die in Jaels Welt entwickelt werden, bilden den notwendigen Schritt im Befreiungskampf, die notwendige Vermittlung zwischen der Unterdrückung in Jeannines und Joannas ‚1969‘ und Janets Utopia.“[180]
Ebenso wie Russ nutzt auch Piercy die Möglichkeiten der Utopie zur Darstellung eines Bündnisses über Zeit und Raum hinweg. So stellt sich beispielsweise Connies Flucht aus der Psychiatrie nicht nur als Bündnis der Patientinnen Connie und Sybil dar, sondern darüber hinaus als „revolutionäres Bündnis der Frauen aus Gegenwart und Zukunft“[181], personifiziert durch Connie und ihre utopische Partnerin Luciente. Piercy betont in Woman on the Edge of Time ebenfalls die Bedeutung, die politische Zusammenarbeit hat. Zur politischen Entwicklung hin zur utopischen Gesellschaft schreibt sie:
„It was part of women’s long revolution. When we were breaking all the old hierarchies.“ (Piercy, 1977, S. 105)
„The powerful don’t make revolutions. (…) It’s the people who worked out the labor- and-land intensive farming we do. It’s all the people who changed how people bought food, raised children, went to school! (…) Who made new unions, withheld rent, refused to go to wars, wrote and educated and made speeches.“ (Piercy, 1977, S. 198)
Grundlage jeglichen Widerstandes gegen die Macht der Männer in Native Tongue und The Judas Rose ist die Zuneigung, Freundschaft und Solidarität, die die Frauen der Linien füreinander und die Verantwortung, die sie gegenüber Frauen außerhalb der Linien haben. An dieser Stelle soll auf das folgende Kapitel verwiesen werden, das diese Fragestellung ausführlich behandeln wird.
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[161] vgl. Firestone, 1987, S. 39 ff
[162] Spender, 19912, S. 1
[163] Devine, 1988, S. 134
[164] vgl. Bartkowski, 1991, S. 62
[165] o.d. bedeutet overdose, eine in den USA gebräuchliche Abkürzung für eine Überdosis meist illegaler Drogen
[166] Barnouw, 1985, S. 177
[167] vgl. Moylan, 1990, S. 168
[168] vgl. Pearson, 1986, S. 205
[169] vgl. Kapitel 6.1
[170] zur Definition des Begriffs Guerilla vgl. Allemann, 1974, S. 45 ff. Die Erfindung des Guerillakrieges geht zurück auf den nicaraguanischen Revolutionär Sandino, unter dessen Leitung die Aufständischen im Krieg gegen die USA von 1927 bis 1933 erreichten, daß die militärisch weitaus überlegenen USA sich aus Nicaragua zurückziehen mußten. Guerillakrieg besteht aus kleinen Attacken, der „Politik der Nadelstiche“. Ziel ist nicht, die gegnerische Partei militärisch zu besiegen, dies wäre unrealistisch angesichts der unterschiedlichen materiellen Voraussetzungen, sondern, sie zu zermürben. .
[171] Die Idee zu Belle-Annes Abtreibungstechnik, mittels Muskelkontraktionen Föten zu abortieren, geht möglicherweise zurück auf die Bewohnerinnen der Trobriand-Inseln, von denen noch 1929 berichtet wurde, daß sie „sowohl die Kunst der Abtreibung beherrschten, als auch eine spezielle Bewegungstechnik kannten, mit deren Hilfe sie den männlichen Samen unmittelbar nach dem Beischlaf aus der Vagina ausstoßen konnten“ (Beham, 1992, S. 16) .
[172] Piercy, 1989, S. 121
[173] vgl. Kapitel 6.1
[174] vgl. Kapitel 7.1
[175] vgl. Kapitel 5.3 und 7.1
[176] Moylan, 1990, S. 156. Möglicherweise interpretiert Moylan hier etwas zu weit. Connies Attentat kann keineswegs das alleinige Heilmittel der Gesellschaft sein, vielmehr basiert Utopia, wie in Woman on the Edge of Time beschrieben, auf den sozialen Bewegungen der siebziger Jahre, besonders auf dem Engagement der Frauenbewegung (vgl. Piercy, 1977, S. 105). Richtig ist jedoch, daß dieser Schritt aus Connies Sicht das einzige war, das sie persönlich beitragen konnte, um das herrschende System anzugreifen, bevor sie als ferngesteuerter Zombie den Rest ihres Lebens dahinvegetieren sollte.
[177] Devine, 1988, S. 142
[178] Cranny-Francis, 1990, S. 130
[179] vgl. Moylan, 1990, S. 85
[180] Moylan, 1990, S. 83
[181] Moylan, 1990, S. 157