Dreihundert Jahre ist es her, dass eine Gruppe revolutionärer anarchistischer Aufständiger ihre Emigration vom Planeten Urras auf den Schwesterplaneten Anarres erstritt, und seitdem herrscht weitgehend Funkstille zwischen den Gesellschaftssystemen.
Auf Anarres hat sich eine anarchistische Gesellschaft entwickelt: ohne Regierung, ohne Hierarchien, mit eigener Sprache, einem starken Gruppenbewusstsein und immer noch mit einer großen Portion Idealismus. Klar, dass auch so eine Gesellschaft irgendwann an ihre Grenzen stößt, und in diesem Fall ist es der Physiker Shevek, Fundamentalist in der Natur- ebenso wie in der Gesellschaftswissenschaft, der versucht, verkrustete Strukturen aufzubrechen und zu den Wurzeln des Menschseins zurückzukehren.
Dabei findet Shevek schnell heraus, dass es in der egalitären Gesellschaft zwar keine Herrschaft, durchaus aber Macht gibt und dass, wer sich bewegt, seine Fesseln sehr wohl spürt. Schließlich entscheidet er sich gegen alle Widerstände dafür, seine bahnbrechenden physikalischen Entdeckungen zur Weltenföderation nach Urras zu bringen – und damit die anarrestische Gesellschaft endlich von der Bedrohung durch den imperialistischen Mutterplaneten zu befreien.
In den 25 Jahren seit seiner Erstveröffentlichung ist Planet der Habenichtse immer Kultbuch der SF-Szene gewesen, und das zu Recht: Der Roman beschreibt, wie eine neue Gesellschaft aussehen könnte, und vor allem, wie schnell aus gemeinsamen Grundlagen Dogmen werden, wie schnell eine offizielle Moral entsteht und wo die Grenzen selbst einer völlig egalitären Gesellschaft sind.
Ursula K. LeGuin: Planet der Habenichtse; Argument Verlag; 366 Seiten